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Nachhaltig reisen mit Kindern – die besten Tipps

Nachhaltig reisen mit Kindern? Geht! sagen Franziska Diallo und Judith Hehl, die auf goodtravel.de ebenso schöne wie nachhaltige Unterkünfte vorstellen. Wir haben die beiden Fachfrauen nach ihren Urlaubstipps gefragt.

Was bedeutet nachhaltiges Reisen für euch?

Nachhaltiges Reisen fängt natürlich bereits mit der Anreise an. Wer nachhaltig reist, sollte im Idealfall mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also mit Zug oder Bus anreisen. Allerdings sind manche Destinationen (fast) nur mit dem Flugzeug erreichbar. Flugreisen kann man aber auch mithilfe von Anbietern wie atmosfair kompensieren. Das ausgestoßene CO2 wird dann in weltweite Klimaschutzprojekte investiert und dort eingespart.

Aber es spielen eben auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, und zum Teil sind auch nicht alle Ziele des nachhaltigen Reisens miteinander vereinbar. Naturschutz und Artenvielfalt ist ein wichtiger Aspekt des Reisens. Aber in Naturschutzparks gibt es eben nicht unbedingt immer einen Bahnhof. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die soziale Verträglichkeit, also dass faire Löhne gezahlt werden und faire Arbeitsbedingungen gelten. Und auch hier spiegelt sich ein Konflikt wider, da häufig gerade in ärmeren Ländern und Regionen Tourismus einer der wichtigsten ökonomischen Faktoren ist (Regionen in Afrika, Asien, aber auch Kanaren u.w.) Wenn wir aus den reichen Ländern aufhören würden, dorthin zu fliegen, ginge es den Menschen vor Ort deutlich schlechter.

Nachhaltig reisen mit Kindern; goodtravel.de
Spezialistinnen für nachhaltiges Reisen: Franziska Diallo (l.) und Judith Hehl stellen auf der Plattform goodtravel.de schöne Unterkünfte vor.

Schließlich spielt auch unser Verhalten vor Ort eine große Rolle: Müllvermeidung, Schonung von knappen Ressourcen (wie z.B. Wasser in trockenen Regionen), Unterstützung der lokalen Geschäfte und Restaurants. Also im Prinzip das Gegenteil des leider immer noch beliebten Pauschaltourismus.

Nachhaltig leben mit Kindern ist schon schwer, nachhaltig reisen stellt man sich als Familie unglaublich kompliziert vor.  Was sind eure drei Grundtipps, die man befolgen kann?

1. Anreise: viele Familien fahren immer mit dem Auto, da es so praktisch ist, auch mit dem Gepäck. In manchen Fällen aber bietet sich tatsächlich der Zug als Alternative an – für die Kinder ein Abenteuer, für den “Fahrer” Entspannung und im Zweifel kein Stau.

2. Auch wenn ein Cluburlaub für manche Familien verführerisch klingt – ein Urlaub auf einem Bauernhof oder ein Hotel irgendwo abgeschieden in der Natur bietet häufig so viel “natürliche” Unterhaltung für die Kinder, dass ein Kinderclub oder Babysitter überflüssig wird. Viel wichtiger ist es für die Kinder eine intensive Zeit mit der Familie zu verbringen.

3. Pool ist gerade bei schon etwas älteren Kindern meistens sehr angesagt. Hier gibt es tolle Alternativen, wie z.B. Naturpools, Salzwasserpools, Solarbeheizte Pools etc., die sowohl enrgiesparend als auch hautschonend sind.

Was muss eine nachhaltige Unterkunft für euch unbedingt erfüllen?

Wir achten in erster Linie auf die Eigentümer bzw.  Betreiber der Unterkunft. Wenn dort echtes Engagement spürbar ist und die Leute authentisch Nachhaltigkeit selber leben, dann erfüllen die Unterkünfte eigentlich auch immer unsere Nachhaltigkeitskriterien – auch wenn es nicht durch Siegel oder Zertifikate belegt ist.

Welche Rolle spielt das Essen dabei?

Wenn Essen angeboten wird, eine sehr wichtige. Wir haben ohnehin festgestellt, dass Nachhaltigkeit, zumindest bei unseren Good Travel Unterkünften, nicht nur punktuell, sondern eigentlich immer ganzheitlich gelebt wird. Das heißt, je nachdem welches Essensangebot es gibt, ist es fast immer aus der Region, manchmal aus der eigenen Landwirtschaft oder dem eigenen Garten und häufig zusätzlich auch noch bio-zertifiziert (zumindest das, was dazu gekauft wird).

In welchen Ländern ist es einfach, nachhaltig Urlaub zu machen, wo im Gegenzug besonders schwer?

Bisher beschränken wir unser Angebot ja auf Europa und daher unsere Einschätzung jetzt erst mal auf diese Länder. Es gibt tatsächlich einige Voreiterländer, wie z.B. Österreich, in denen der Tourismus sich bereits weiterentwickelt hat und auch von staatlicher Seite nachhaltige Ideen speziell gefördert werden. Dort findet man gerade in der Alpenregion unheimlich viele tolle Slowfood und Slowtravel-Konzepte. Auch Südtirol ist eine Gegend, vielleicht auch gefördert durch Pioniere der nachhaltigen Architektur, wie Matteo Thun, der ja aus dieser Region stammt. Schwieriger wird es in Osteuropa, Zypern und länderübergreifend in Küstenregionen. Diese wurden touristisch schon sehr früh erschlossen, daher gibt es einfach immer noch unheimlich viele Überbleibsel aus einer Zeit, in der eher Masse als Qualität im Tourismus eine Rolle gespielt haben (Bettenburgen, riesige Anlagen, etc.)

Reist ihr selbst ausschließlich nachhaltig? Habt ihr aus dem Grund auch schon mal darauf verzichtet eine Destination zu bereisen?

Ausschließlich ist ein strenges Wort. Wir würden es eher so formulieren, dass wir immer auf der Suche nach einer nachhaltigen Alternative sind. Aber auf Flugreisen verzichten wir zum Beispiel nicht grundsätzlich. Aber wir kompensieren natürlich. Und ein Pauschalurlaub ist auch ein absolutes No-Go. Verzichtet haben wir bewusst noch nicht auf eine Destination, aber es gibt definitiv Regionen, die wir aus diesem Grund meiden. Aktuell würde ich z.B. niemals nach Kapstadt reisen, da ich es für absolut unverantwortlich halte, in ein Land zu reisen, in dem die Touristen im Pool lungern, während der Wasserkonsum der einheimischen Bevölkerung radikal beschnitten wurde.

Was sind eure Lieblingsreiseziele mit Familie?

Franziska: Ich habe eine große Affinität für Frankreich und liebe dort vor allem den Südwesten, also die Ecke um Toulouse herum. Dort ist touristisch noch nicht so richtig viel los, und es ist eine wunderschöne Landschaft, erinnert ein bisschen an die Toskana, aber eben ohne den Trubel. Und die Atlantikküste ist auch fantastisch. Das Meer ist zwar wild, aber dafür sind die Strände wunderschön, die Kinder können sich austoben, man kann tolle Fahrradtouren unternehmen und auch sonst sind die Franzosen größtenteils sehr kinderfreundlich.

Judith: Ich reise am liebsten an für mich noch unbekannte Orte. Das kann sowohl im Ausland, wie auch eine neue Region in Deutschland sein. Neben der Wahl des Ortes spielt für mich die Unterkunft eine wichtige Rolle. Diese ist für mich mehr als ein Ort zum Schlafen. Ich genieße es, die Zeit in Räumen zu verbringen, die eine Geschichte erzählen, die mit Liebe zum Detail eingerichtet wurden und einen authentischen Bezug zu ihrer Umgebung haben.

Was darf für euch bei einem Familienurlaub keinesfalls fehlen?

Franziska: Im Sommer ist eine Bademöglichkeit schon fast ein Muss. Aber diese kann sowohl ein See, ein Fluss, das Meer oder auch ein Pool sein. Ansonsten sind wir eigentlich sehr flexibel. Allein die gemeinsame Zeit, die man im Urlaub verbringt und das Ausbrechen aus dem getakteten Alltag machen schon das Highlight eines jeden unserer Urlaube aus.

Judith: Mit meinem Mann und Tochter immer Neues entdecken, regionales Essen ausprobieren und die Bekanntschaft neuer netter Menschen stehen ganz oben auf meiner Wunschliste. … und was mich sehr glücklich macht, ist dass meine Tochter mit 17 Jahren, es immer noch liebt (unter anderem) auch mit uns in den Urlaub zu fahren.

Lust auf Urlaub? Wie wäre es mit Ferien auf den Kanaren. Tipps dazu findet ihr hier.

 

Aufmacherbild: unsplash, goodtravel (3); Eder Garrido (2)