Achtung Elternabend: Eine Gebrauchsanweisung

Ein Lieblingstermin auf unserem Schulkalender: Elternabend. Für Anfänger gibt es hier eine kleine Gebrauchsanweisung, denn einige dieser Elterntypen begegnen dir ganz bestimmt.

Die Überengagierte

Sie hat die Dinge im Griff, egal ob die Organisation des Weihnachtsbasars, des Sommerfestes oder sonstige schulische Zusatzaufgaben winken. Schließlich könnte alles, was sie so mühelos wuppt, dem Nachwuchs während dessen schulischer Laufbahn nutzen. Ihren ganz großen Auftritt hat sie bei der Wahl der Elternsprecher. Kaum ist die Frage, ob sich denn jemand für das Amt zur Verfügung stellen wolle, ausgesprochen, schon schnellt ihr Arm nach oben: „Also ich würde es machen! … Natürlich nur, wenn sonst keiner will!“ Die weniger engagierten Eltern sind erleichtert, doch das Aufatmen wird nur von kurzer Dauer sein. Denn die Überengagierte schickt täglich detaillierte Nachrichten in die WhatsApp-Gruppe der Klasse zu einem der oben genannten Themen oder zu anderen organisatorischen Problemchen … Wehe den Geistern, die ich rief!

Der Lässige

Schon wenn er auf einem der kleinen Stühlchen Platz nimmt, lächelt er entschuldigend in die Runde: „Meine Frau konnte heute leider nicht!“ Während die Termine erklärt werden, ist er mit seinem Handy beschäftigt, fragt ab und an nach, ob etwas Wichtiges gewesen sei, und wundert sich, dass „so viel!“ Geld für Schulbedarf, Klassenkasse und den ersten Ausflug eingesammelt wird. Kaum wird einige Tage später die Adressliste der Klasse gemailt, ruft seine Frau an und lässt sich ein genaues Update des Elternabends geben, einschließlich aller Termine der nächsten Wochen.

Die Fürsorgliche

Sie backt für jedes Schulfest mindestens einen Kuchen, sammelt mit guter Laune Spenden für die Tombola und hat daneben immer noch ein freundliches Wort für ihre Kinder und deren Schulkameraden. Selbst der Elternabend kann ihr die gute Laune nicht verderben. Wenn es Konflikte gibt, ist sie die Schlichterin, weil sie eigentlich mit allen „gut kann“ und keinerlei Ressentiments kennt. Aber wehe, irgendjemand kommt einem ihrer Kinder blöd. Dann wird sie zur Löwin, die sich schützend vor ihr Rudel stellt und plötzlich gar keinen Spaß mehr versteht.

Die Bewusste

Es geht los, sobald die Schulbedarfsliste besprochen wird, und endet meist in einer ausführlichen Diskussion über das Schulessen. Kein Plastik, möglichst an allen Tagen vegetarische Gerichte in der Schulkantine und durchweg nachhaltige Schulmaterialien. Der Ansatz ist lobenswert, die Art des Vortrags etwas anstrengend. Doch die Bewusste lässt sich nicht beirren und meint, man müsse das „grundsätzlich diskutieren“ – bis die Lehrerin/der Lehrer schließlich auf die vielen anderen Punkte auf der Tagesordnung hinweist und freundlich erklärt, auch Schutzumschläge aus Papier seien durchaus willkommen.

Der Erfahrene

Er schuckelt bereits das dritte oder vierte Kind durch die Grundschulzeit, ist schon lange Mitglied im Elternbeirat, kennt alle Lehrer und viele Eltern und weiß ganz genau, wie der Hase an dieser Schule läuft. Die unsicheren Blicke der Klassenlehrerin quittiert er mit huldvollem Nicken. Nein, mit ihm sollte man sich auf keinen Fall anlegen, denn seine Verbindungen reichen bis nach ganz oben.

Die Besorgte

Wie sollen unsere Kinder den heutigen Schulalltag nur überleben!? Viel zu viel Stoff, viel zu hohe Leistungsansprüche. Sie sind doch noch so klein und müssen sich erst einmal einfinden in den Schulalltag! Ist es denn wirklich nötig, dass am Freitagnachmittag noch Matheunterricht stattfindet? Die Armen! Und dann die schweren Schultaschen. Kann man nicht dafür sorgen, dass weniger mit nach Hause und zurück geschleppt werden muss? Ja, die Besorgte ist anstrengend, doch mit ihrem Lamento schafft sie es, die ein oder andere Veränderung durchzusetzen. Es geht ja schließlich um unsere Kinder.

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