Für uns Eltern stellt sich die Frage: Wie können wir unsere Kinder unterstützen, ohne zu kontrollieren? Auf welchem Weg gelingt der Spagat zwischen Fördern und Begrenzen?
Digitale Freizeit: Ablenkung oder Inspiration?
Ob TikTok-Videos, Netflix-Serien oder Online-Games – Unterhaltung ist für Jugendliche die wichtigste Nutzung digitaler Medien. 44 Prozent geben an, dass sie die meiste Zeit online mit Musik, Filmen oder Spielen verbringen.

Das ist per se nichts Schlechtes: Medien können kreativ inspirieren und zur Entspannung beitragen. Doch der Übergang zur Ablenkung ist fließend. Viele Eltern kennen das Problem: Die Mathe-Hausaufgaben dauern plötzlich doppelt so lange, weil nebenbei noch YouTube läuft.
Elterntipp: Hier können klare Regeln helfen. Legt gemeinsam feste Zeiten fest: Wann ist Zeit für Hausaufgaben? Wann ist Freizeit? Gibt es handyfreie Zeiten – zum Beispiel beim Essen oder vor dem Schlafengehen? Klare Vereinbarungen helfen Jugendlichen, ihre Zeit besser zu organisieren, ohne sich kontrolliert zu fühlen.
Kontaktpflege per Social Media: Dauerstress digital?

Mehr als jeder dritte Jugendliche nutzt soziale digitale Anwendungen vor allem, um mit Freunden in Verbindung zu bleiben. WhatsApp, Instagram und TikTok gehören zu den beliebtesten Plattformen. Teenager tauschen sich aus, teilen Erlebnisse und bleiben über Trends informiert. Für Eltern bedeutet das: Social Media ist nicht nur Zeitvertreib, sondern auch ein wichtiger sozialer Raum.
Es gibt aber auch Schattenseiten: Viele junge Menschen fühlen sich durch ständige Erreichbarkeit unter Druck gesetzt. Die Angst, etwas zu verpassen („Fear of Missing Out“, kurz FOMO), kann zu Stress führen.

Elterntipp: Sprich mit deinem Kind über den Umgang mit sozialen Medien. Rate zu bewussten Pausen und dazu, die Bildschirmzeiten zu reflektieren. Ein gutes Vorbild zu sein hilft ebenfalls: Lege auch du dein Handy zur Seite und zeige so, dass dir dein Kind, gemeinsame Mahlzeiten oder ungestörte Ausflüge wichtig sind.
Digitale Bildung: Chance oder Ablenkung?
Nicht nur Unterhaltung spielt eine Rolle – auch das Lernen verlagert sich zunehmend ins Digitale. 86 Prozent der befragten Jugendlichen nutzen digitale Medien, um sich weiterzubilden. Online-Tutorials, digitale Schulplattformen und Vokabel-Apps unterstützen den Lernprozess.
Doch auch hier lauern Herausforderungen: Nicht alle Online-Quellen sind verlässlich und zwischen nützlichen Informationen und Ablenkung liegt oft nur ein Klick.

Elterntipp: Zeigt Interesse an den digitalen Lernwegen eurer Kinder. Fragt nach, welche Plattformen sie nutzen und wie sie sich informieren. Gemeinsam könnt ihr seriöse Quellen identifizieren und Strategien entwickeln, um Ablenkungen zu minimieren.
Künstliche Intelligenz: Begeisterung mit Verantwortung
31 Prozent der befragten Jugendlichen finden Künstliche Intelligenz (KI) besonders spannend. Von ChatGPT über automatisierte Bilderstellung bis hin zu Sprachassistenten – die digitalen Helfer bieten viele Einsatzmöglichkeiten und erleichtern den Alltag. Eltern stehen hier vor einer neuen Herausforderung: Wie kann man Kinder unterstützen, ohne dass sie sich blind auf KI verlassen?
Elterntipp: Nutzt das Interesse eurer Kinder, um gemeinsam mehr über KI zu lernen. Erklärt, dass nicht alle KI-generierten Inhalte korrekt oder neutral sind. Fragt nach, wo sie KI nutzen und wie sie Inhalte bewerten. So fördert ihr ein kritisches Bewusstsein.
Digitale Balance finden: Wie viel ist zu viel?
Die digitale Welt ist Fluch und Segen zugleich: Sie hilft deinem Teenie, sich mit anderen verbunden zu fühlen. Zum Beispiel mit Freunden und Familienangehörigen, die weiter weg wohnen (88 Prozent der Befragten), bei der Zusammenarbeit an Projekten (85 Prozent) beim gemeinsamen Spielen von Online-Games (67 Prozent) oder auch, wenn Rat und Tipps benötigt werden (58 Prozent).
Die Umfrage zeigt aber auch die Schattenseiten: 45 Prozent der Jugendlichen haben Schwierigkeiten, ein Gleichgewicht zwischen digitaler und realer Welt zu finden. Sie brauchen Unterstützung dabei, das Handy auch mal wegzulegen und sich in der analogen Welt zu beschäftigen.
Elterntipp: Statt starre Regeln zu diktieren, hilft es, gemeinsam eine gesunde Mediennutzung zu entwickeln. Digitale Detox-Tage, gemeinsame Offline-Aktivitäten oder Handy-Parkzonen in der Wohnung unterstützen dabei, bewusster mit der Bildschirmzeit umzugehen. Wichtig ist, dass Kinder lernen, sich selbst Grenzen zu setzen.
Wegweiser statt Wachhund
Die Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken unter mehr als 500 Personen zwischen 14 und 20 Jahren macht deutlich: Die digitale Welt ist für unsere Teenies längst selbstverständlicher Teil ihres Alltags. Wir Eltern sollten diesen Wandel nicht nur kritisch sehen, sondern als Chance begreifen.

Statt ständiger Kontrolle hilft ein offener Dialog. Wer mit seinen Kindern im Gespräch bleibt, Interesse zeigt und klare Absprachen trifft, schafft die besten Voraussetzungen für eine gesunde und verantwortungsvolle Nutzung digitaler Medien. Und lernt vielleicht auch noch ganz nebenbei neue Smartphone-Skills.
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