Warum Routinen für Kinder im Alltag so wichtig sind

Erziehung, Familie

Routinen – für uns Erwachsene klingt das oft nach starren Abläufen und wenig Flexibilität. Für unsere Kinder sind sie das genaue Gegenteil: Routinen bieten ihnen einen sicheren Hafen, einen Anker im Alltag. Sie geben Halt, Orientierung und ein tiefes Gefühl von Geborgenheit. Gleichzeitig machen sie unser oft hektisches Leben planbarer und auch ein wenig entspannter.

Sicherheit und Struktur: Darum tun Routinen Kindern gut

Kinder erleben die Welt als riesiges Abenteuer, voller neuer Eindrücke, Menschen und Erlebnisse. Aber das kann auch anstrengend sein. Wenn dein Kind weiß, was als Nächstes passiert, kann es sich entspannen. Es muss nicht ständig herausfinden, welcher Schritt nun kommt. Es kennt den Ablauf und fühlt sich sicher.

Das sind Routinen: Der Begriff steht für wiederkehrende Abläufe. Routinen bestehen aus vorhersehbaren Schritten, die immer in einer ähnlichen Reihenfolge ablaufen. Das können alltägliche Dinge sein wie das morgendliche Anziehen, gemeinsame Mahlzeiten oder das abendliche Zähneputzen. So bekommt der Tag eine klare Struktur.

Wissenschaftliche Studien zeigen: Kinder mit stabilen Routinen sind emotional ausgeglichener, schlafen besser und entwickeln leichter soziale Fähigkeiten. Sie wissen: „Ich kann mich darauf verlassen, dass es morgen genauso läuft.“

Vorweg – Jedes Kind ist anders!

Wir schlagen im Folgenden ein paar einfache Routinen für euren Familienalltag vor. Aber bitte bedenke dabei, dass hier nicht jede Lebenssituation und Familie individuell betrachtet wird. Wenn euer Kind spezielle Bedürfnisse hat, es zum Beispiel behindert oder neurodivers ist – kommt vieles für euch so nicht infrage. Fühlt euch also nicht davon unter Druck gesetzt. Wir liefern nur Empfehlungen, keine Richtlinien! Es geht vor allem darum, euch daran zu erinnern, dass es um einfache Routinen und Abläufe geht, die natürlich nicht unbedingt immer exakt so ablaufen. Euer Kind braucht natürlich die perfekte Morgenroutine, wie man sie in den sozialen Medien häufig sieht. Es geht um Verlässlichkeit. Auch nur ein Kakao am morgen kann genug Routine sein für manche Kinder.

Ab wann kann ich Routinen einführen?

Schon als Baby profitiert dein Kind von festen Abläufen. Routinen helfen ihm, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Anfangs sind die Schritte einfach: zum Beispiel ein immer gleicher Ablauf beim Zubettgehen oder regelmäßige Fütterungszeiten. Mit zunehmendem Alter werden Routinen komplexer und passen sich an die wachsenden Bedürfnisse deines Kindes an.

Übrigens: Es ist nie zu spät, eine Routine einzuführen oder anzupassen. Dein Kind wächst und seine Bedürfnisse verändern sich – genauso wie eure Familienstruktur. Hier sind einige alltagsnahe Beispiele für Routinen in verschiedenen Altersstufen:

Einfache Strukturen für Babys (0–12 Monate)

Für Neugeborene ist alles neu. Routinen helfen ihnen, sich an den Rhythmus von Tag und Nacht zu gewöhnen. Ist dein Baby größer, entdeckt es seine Umwelt. Routinen sorgen hier für Ruhe und Konstanz:

  • Morgenroutine: Dein Baby wacht auf und wird erst einmal liebevoll begrüßt. Danach folgt das Wickeln oder frische Kleidung anziehen. Ein kleines Kuscheln oder gemeinsames Singen schafft eine angenehme Stimmung für den Start in den Tag. Anschließend bekommt dein Baby seine erste Mahlzeit – sei es Stillen oder das Fläschchen.
  • Fütterung: Erst wird gewickelt, dann gestillt oder das Fläschchen gegeben. Danach darf dein Baby ein Bäuerchen machen und es gibt es eine Kuscheleinheit.
  • Schlafenszeit: Ein konstanter Ablauf hilft beim Einschlafen. Zuerst wird dein Baby gefüttert, danach folgt eine sanfte Massage oder ein beruhigendes Bad. Ein Schlaflied oder eine leise Melodie rundet das Ritual ab, bevor du dein Baby in sein Bettchen legst.

Routinen für Kleinkinder (1–3 Jahre)

Kleinkinder lieben Wiederholungen! Sie geben ihnen das Gefühl, Kontrolle über ihre Umgebung zu haben. Einige Abläufe könnten so aussehen:

  • Mittagsroutine: Nach dem Mittagessen folgt eine kleine Pause. Vielleicht schläft dein Kind noch oder hört ein ruhiges Hörspiel. Danach gibt es eine entspannte Spielzeit.
  • Schlafritual: Dein Kind liegt im Bett, ihr kuschelt noch ein wenig und es wird noch etwas vorgelesen oder gemeinsam gesungen. So entspannt sich dein Kind und stimmt sich auf die Nacht ein.
  • Aufräumen: Vor dem Abendessen zehn Minuten aufräumen und dein Kind hilft mit. Bücher kommen ins Regal, die Puppen auf ein Board und die Bausteine in eine große Kiste.

Feste Abläufe für Kita-Kinder (3–6 Jahre)

Zähne putzen ist eine der Routinen, die in jeden Alltag gehören

Kinder in diesem Alter wollen mitmachen! Sie sind stolz, wenn sie Aufgaben übernehmen können. Du kannst ihre Routinen an die wachsende Selbstständigkeit anpassen:

  • Morgenroutine: Dein Kind wird geweckt und zieht sich an. Entweder habt ihr die Kleidung bereits am Vorabend herausgelegt oder ihr sucht sie nun aus. Es folgt das Frühstück und dann das Zähneputzen. Gemeinsam packt ihr den Kita-Rucksack, zieht Schuhe und Jacke an und startet in die Kita.
  • Essensroutine: Zuerst wird gemeinsam der Tisch gedeckt, dein Kind erhält kleine Aufgaben wie zum Beispiel Besteck hinlegen oder Becher hinstellen. Ihr esst gemeinsam, jeder bleibt dabei auf seinem Platz sitzen. Wer fertig ist mit essen, räumt seinen Teller in die Küche.
  • Nach Hause kommen: Schuhe ausziehen, Hausschuhe anziehen, Jacke an die Garderobe hängen und Hände waschen – mit diesem Ritual weiß dein Kind, welche Schritte gemacht werden, wenn ihr von draußen wieder hereinkommt.

Routinen für Schulkinder (6–10 Jahre)

Der Schulstart bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Routinen helfen deinem Kind, den Tag stressfreier zu gestalten.

Beim Vorbereiten des Abendessens helfen alle mit.
  • Morgenroutine: Dein Kind steht auf und zieht sich an. Danach gibt es ein Frühstück. Anschließend putzt es die Zähne und packt seine Lunchbox ein. Nach dem Anziehen der Schuhe und Jacke geht es los zur Schule.
  • Hausaufgabenroutine: Nach der Schule kommt dein Kind nach Hause, zieht sich um und wäscht die Hände. Zuerst gibt es eine kleine Stärkung mit einem Snack. Danach folgt eine kurze Pause, bevor es sich an die Hausaufgaben setzt. Ist alles erledigt, hat dein Kind Freizeit und kann draußen spielen oder einer Freizeitaktivität nachgehen.
  • Abendroutine: Nach dem Abendessen folgt eine ruhige Zeit ohne Bildschirm. Dein Kind zieht seinen Schlafanzug an und putzt die Zähne. Dann wird der Tornister gepackt. Gemeinsam könnt ihr den Tag durchgehen, indem ihr euch drei schöne Erlebnisse erzählt. Danach ist Schlafenszeit.

Wie du Routinen erfolgreich einführst

Eine kurze Ruhezeit nach dem Abendessen kann auch eine wichtige Routine für alle in der Familie sein.

Vielleicht denkst du jetzt: „Klingt super, aber wie fange ich konkret an?“ Keine Sorge – es ist nie zu spät, Routinen zu etablieren. Hier ein paar Tipps:

  • Starte mit kleinen Schritten. Beginne mit einer einzigen Routine – zum Beispiel einer festen Schlafenszeit oder der gemeinsamen Vorbereitung des Abendessens.
  • Beziehe dein Kind mit ein. Frag dein Kind: „Was möchtest du zuerst machen – Zähne putzen oder den Schlafanzug anziehen?“ So fühlt es sich ernst genommen.
  • Nutze Hilfsmittel. Einfache Bilderpläne oder Symbole helfen besonders kleinen Kindern, Abläufe zu verinnerlichen.
  • Bleib konsequent, aber flexibel. Eine Routine sollte Halt geben, aber kein Zwang sein. Wenn es mal nicht klappt – kein Drama! Morgen ist ein neuer Tag.
  • Mach es spielerisch! Ob ein Lied beim Zähneputzen oder ein „Wer ist schneller fertig?“-Wettlauf – Spaß hilft!

Das Wichtigste: Bleib geduldig. Es dauert, bis eine Routine zur Gewohnheit wird. Aber es lohnt sich! Gerade als Familie profitiert ihr davon, wenn Abläufe klar sind und nicht mehr überlegt, ausgehandelt oder diskutiert werden müssen.

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