Wann spricht man von Bettnässen?
Im Kita-Alter starten die meisten Kinder mit dem Töpfchentraining. Trocken werden ist dann ein ganz großes Thema. Endlich weg mit den Windeln! Mit etwa vier Jahren beginnen viele Kinder, auch nachts ohne Windel zu schlafen. Das klappt aber nicht bei allen. Von Bettnässen sprechen Experten, wenn
- Kinder über fünf Jahre
- mehrmals pro Monat über einen längeren Zeitraum nachts einnässen
- und es dafür keine körperliche Ursache gibt.
Diese sogenannte Enuris nocturna kommt übrigens häufig vor, auch wenn nicht so oft darüber gesprochen wird. Etwa 16 Prozent aller 5-jährigen Kinder und noch zehn Prozent aller 7-Jährigen sind davon betroffen. Manche Kinder machen nachts nur einmal im Monat ins Bett, anderen passiert es mehrmals in der Woche.
Häufig ist die Blasenkontrolle noch nicht ausgereift
Um trocken zu werden, braucht es Blasenkontrolle. Das klappt bei einigen Kindern früher, bei anderen später. Ein ganz individueller Prozess – genau wie krabbeln, laufen oder Fahrrad fahren. Funktioniert die Blasenkontrolle noch nicht, merken Betroffene einfach nicht, dass ihre Blase voll ist. Sie werden nachts also nicht wach. Das sind mögliche Ursachen:
- Das Gehirn hat noch nicht gelernt, die Signale der Blase zu erkennen und zu verarbeiten. Daher wacht dein Kind nicht auf, obwohl die Blase voll ist.
- Die Kontrolle über den Schließmuskel der Blase hat sich noch nicht vollständig entwickelt.
- Der Körper stellt zu wenig antidiuretisches Hormon (ADH) her. Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass die Nieren nachts weniger Urin produzieren.
Bettnässen kann auch genetisch bedingt sein. Kommt es bereits in der näheren Verwandschaft vor, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für dein Kind.
Bettnässen: Gelassenheit statt Scham und Schimpfen
Wenn ein Kind ins Bett macht, braucht es Liebe und Verständnis. Das ist oft leichter gesagt als getan. Denn wenn nachts schon wieder etwas daneben geht, alle wach werden, die Bettwäsche gewechselt und das Kind geduscht werden muss, dann ist es oft schwer, die Geduld zu bewahren.
Mache dir bewusst, dass hinter dem Einnässen keine Absicht steckt. Auch braucht sich dein Kind nicht dafür zu schämen. Denn das Bettnässen hat organische Ursachen, dafür kann es nichts. Doch wenn das Einnässen für euch zur Belastung wird, dein Schatz bei Freunden übernachten möchte oder eine Klassenfahrt ansteht, dann sucht euch Unterstützung.
So funktioniert die Diagnose
Der Kinderarzt ist euer erster Ansprechpartner beim Thema Bettnässen. Denn zunächst muss eine organische Ursache ausgeschlossen werden.
Zum Beispiel könnten auch eine Nierenerkrankung, eine Fehlbildung oder eine Harnwegsentzündung hinter den nächtlichen Pipi-Unfällen stecken. Mit einem Urintest, einer körperlichen Untersuchung oder auch einem Blasentagebuch kommt ihr den Ursachen auf die Spur.
Bettnässen: Diese Therapie-Möglichkeiten gibt es
Die gute Nachricht: Oft – und zwar bei etwa 15 Prozent aller betroffenen Kids pro Jahr – erledigt sich das Bettnässen mit der Zeit von alleine. Denn die Blasenkontrolle funktioniert mit jedem Monat und jedem Lebensjahr besser. Bis dahin hilft euch vor allem ein gelassener Umgang.
Es nimmt großen Druck von deinem Kind, wenn es weiß, dass das Einnässen normal ist und ihm keine Absicht unterstellt wird. Auf dem Weg zum nächtlichen Trockenwerden unterstützen euch
- Verhaltenstipps für den Alltag
- Hilfsmittel
- Medikamente
Dafür ist es wichtig, dass dein Kind reif genug ist, um mitzumachen. Ihr könnt je nach Schwere des Bettnässens oder auch ganz nach euren individuellen Bedürfnissen eine oder mehrere dieser Wege miteinander kombinieren. Schaut einfach, was für euch am besten passt.
Tipps für den Alltag
Klingt logisch: Viel Flüssigkeit bedeutet viel Urin. Daher sollte dein Kind idealerweise Abends nicht mehr allzu viel trinken. Achtet darauf, dass es tagsüber genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Regelmäßige Toilettengänge über den Tag verteilt und auch kurz vor dem Schlafen gehen unterstützen die Blase dabei, sich zu entleeren.
Einige Eltern wecken ihr Kind nachts auch noch einmal, bevor sie selbst schlafen gehen, und begleiten es auf die Toilette. Kleine Belohnungen wie Sticker oder Kalender für trockene Nächte motivieren viele Kinder. Bei etwa jedem fünften Kind erledigt sich durch solche Maßnahmen das Bettnässen.
Kleine Hilfmittel – große Wirkung
Viele Familien machen auch mit Hilfsmitteln gegen das Bettnässen gute Erfahrungen:
- Matratzen-Auflagen: Spezielle Matratzenschoner saugen den Urin auf. So gelangt er nicht in die Matratze und auch der Schlafanzug deines Kindes wird nicht so nass.
- Wecker: Älteren Kindern kann es helfen, nachts selbstständig auf die Toilette zu gehen. Ein Wecker erinnert sie daran. In der Regel schlafen die Kids danach auch schnell wieder ein.
- Klingelhosen oder Klingelmatten: Diese Geräte messen Feuchtigkeit. Registrieren sie die ersten Pipitropfen, wecken sie das Kind durch Klingeln, sodass es dann auf Toilette gehen kann.
- Ersatzkleidung: Ältere Kinder können sich nachts schon selbst behelfen. Legt einen Ersatz-Pyjama ins Bad oder neben das Bett, dann ziehen sie sich selbstständig um.
Manchmal werden auch Medikamente eingesetzt
Helfen andere Maßnahmen nicht oder besteht wegen besonderen Ereignissen wie zum Beispiel einer Klassenfahrt akuter Behandlungsbedarf, können auch Medikamente eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich meist um Präparate mit dem Wirkstoff Desmopressin. Dieses Medikament reduziert die Urinmenge.
Es wirkt schnell und beseitigt das Einnässen bei ungefähr 70 Prozent aller betroffenen Kids. Allerdings behebt es die Ursachen nicht – wird das Medikament abgesetzt, tritt das Problem wieder auf.
Deine Unterstützung ist die wichtigste Hilfe
Ob Pipi-Tagebuch, Matratzenschoner oder Tabletten – so wichtig all diese Hilfsmittel auch sind: Am allerwichtigsten bei der Behandlung des Bettnässen ist die Unterstützung der Eltern. Signalisier deinem Kind, dass viele Kinder das durchmachen und es nichts dafür kann. Auch du als Elternteil brauchst dich nicht zu schämen, denn dich trifft keine Schuld.
Oft hilft es schon viel, wenn die Kinder merken, dass ihre Eltern entspannt sind und aus dem Bettnässen keine große Sache machen. Der Weg zu trockenen Nächten kann lang sein. Aber es lohnt sich, ihn gemeinsam und mit Liebe und Verständnis zu gehen.