Der Film “Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei” begeistert Jung und Alt. Wir haben mit der Schauspielerin Senta Berger über ihre Rolle als Synchronsprecherin, ihre Lust am Vorlesen, ihre Enkelkinder und ihre Lieblingsbücher gesprochen.
Frau Berger, Sie leihen in „Die Häschenschule“ der Lehrerin Madame Hermine ihre Stimme. Was hat Sie bewogen, bei dem Film mitzumachen?
„Die Häschenschule“ war ein Geschenk meines älteren Cousins, das Buch habe ich bekommen, als ich drei oder vier Jahre alt war. Es gab damals nicht viele Bücher, deshalb habe ich es gehütet wie einen Schatz und hatte eine ganz besondere Beziehung dazu. Wir mussten damals immer wieder im Luftschutzkeller sitzen, und meine Mutter hat mir unter anderem aus diesem Buch vorgelesen. Das Vorlesen war ganz wichtig, damit die Kinder ruhig geblieben sind in diesem Bunker. Das war ein Grund für mich. Und zum anderen habe ich zwei Enkelkinder, die noch relativ klein sind und sich später die „Häschenschule“ anschauen oder die CD anhören können. Dann hören sie ihre Oma und und können sich an mich erinnern – das finde ich ganz schön.
Sprechen Sie gerne synchron? Worin liegt die besondere Herausforderung?
Ich spreche ganz wenig synchron, da ich mich ja zumeist selber spreche. Ich habe früher eine Zeit lang Catherine Deneuve synchronisiert, als sie noch viele Filme gemacht hat. Das war meistens meine Stimme. Aber es ist schon auch relativ schwer, es kommt sehr darauf an, von welcher Sprache man ins Deutsche übersetzen muss. Die Italiener und Franzosen sprechen wahnsinnig schnell, da kommt man mit der etwas komplizierter gebauten Sprache im Deutschen kaum nach, man muss wirklich sehr schnell sein, auch im Kopf, und Erfahrung haben.
Das Synchronisieren ist eine schwere, auch sehr feine Arbeit, die viele lange Stunden in einem dunklen, schalldichten Raum passiert. Und wenn dann Sommer ist und du gehst in der Mittagspause raus und merkst, was du alles verpasst hast, dann fällt es schon schwer, dahin wieder zurückzugehen (lacht). Aber es ist eine wichtige Arbeit, es entstehen kleine Kunstwerke. Nehmen wir zum Beispiel die Sprecherin der Meryl Streep: Sie ist eine Meisterin. Aber sie werden in keinem Film im Vor- oder Abspann ihren Namen lesen. Es ist eine sehr ungerechte, undankbare Aufgabe, die beim Synchronsprechen gelöst werden muss.
Im Film verschlägt es den Großstadthasen Max ins Ausbildungslager für Osterhasen. Dort arbeitet ihre Figur Hermine als Lehrerin. Was bringt sie den Hasenkindern bei?
Fairness, Anstand, Mut zur Wahrheit, Toleranz. Der kleine Stadthase Max, der so cool rüberkommt, ist ja eigentlich ein unsicheres Kerlchen und hat Vorurteile gegenüber den Landhasen. Und die wiederum haben Vorurteile ihm gegenüber und finden ihn doof. Und da sagt Hermine: “Kinder, so geht es nicht. Gemeinsam ist man stark. Hört auf, euch zu bekämpfen.”
Wäre Lehrerin ein Beruf gewesen, den Sie sich auch hätten vorstellen können?
Nein, eigentlich nicht. Ich wollte seit ich denken konnte Tänzerin werden – das hätte ich mir durchaus vorstellen können. Ich hatte eine fantastische Lehrerin, der ich nachgeeifert habe. Ballett, aber auch Ausdruckstanz oder Jazz Dance – das wäre etwas gewesen, das ich mir als Lehrerin hätte vorstellen können. Aber die Schule, abgesehen von der Volksschule, in die ich gerne gegangen bin, war für mich kein guter Ort. Ich konnte auch mit den Lehrern nicht so gut. Ich war eben in der Pubertät (lacht). Und ich finde, jeder Lehrer, der es mit einer Klasse pubertierender Schüler aufnimmt, sollte eigentlich noch Geld obendrauf bekommen. Aber ich wollte später studieren, Germanistik oder Theaterwissenschaften, also habe ich das durchgestanden. Und dann kam schon mit 16 Jahren die Schauspielschule dazwischen, dann das Theater und der Film. Besser so. Lehrerin wäre nichts für mich gewesen.
Haben Sie Ihren beiden Söhnen früher viel vorgelesen? Und wenn ja, was?
Ich habe ihnen sehr viel vorgelesen, ja. Querbeet, alles. Auch sehr viel aus den alten Märchenbüchern, die ich noch hatte. „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen, Grimms Märchen mit ein wenig Umdeutung, denn die sind zum Teil schon sehr grausam. Astrid Lindgren natürlich. Aber auch sehr viel von Tommi Ungerer. In den Geschichten von Tommi Ungerer haben die Kinder immer Recht, das ist seine Philosophie. Und er hat einen sehr schrägen Humor. Das lieben Kinder. Maurice Sendak habe ich vorgelesen, „Wo die Wilden Kerle wohnen“. Ich habe auch sehr viele erfundene Märchen erzählt. Und meine Kinder lesen ihren Kindern jetzt immer noch aus diesen alten Büchern vor, das finde ich sehr schön.
Lesen Sie heute ihren Enkelkindern vor?
Ja. Wobei der Kleinste ja erst eineinhalb ist. Aber der andere ist sechs, der möchte das natürlich gerne. Der dritte ist schon 15, der möchte das nicht mehr haben (lacht).
Haben Sie ein Lieblingskinderbuch?
Mein Lieblingskinderbuch war lange Zeit, als ich noch in die Volksschule ging, das alte Häschenbuch. Ganz zerfleddert. „Und wäre ich kein Kindelein, dann möchte ich gleich ein Häschen sein…“ – so hat das aufgehört, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Und später mochte ich sehr gern das Buch „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren.
Bilder: PR