Wer keinen Urlaub geplant hat, sondern eher so der Last-Minute-Typ ist, der wird auch bestimmt schon mal die Ostsee als Reiseziel ins Auge gefasst haben. Aber findet man dort eigentlich auch jetzt noch was? Wir haben die Bloggerin Annelie um ihre Tipps gebeten.
Annelie ist ein waschechtes Küstenkind und fühlt sich nur zu Hause, wenn ihr eine frische salzige Brise um die Nase weht, die einem das Haar zerzaust. Sie hat einen 5-jährigen Sohn, mit dem sie in der Hansestadt Greifswald lebt. Die Stadt liegt am Greifswalder Bodden, einem Ausläufer der Ostsee und direktem Zugang zum Meer. Sie ist also eine Expertin, wenn es um Reisen entlang der Ostseeküste geht.
Liebe Annelie, wie kommt es eigentlich zu Deiner Liebe zur Ostsee?
Ich bin hier geboren und groß geworden und somit an der Ostsee aufgewachsen. Sei es mit Strand und Baden im Sommer, Fährfahrten nach Dänemark, Schweden oder Finnland oder den als Teenager von mir „heißgeliebten“ Wochenendausflügen zu den Kreidefelsen auf Rügen, dem Fischland Darss oder nach Usedom. Damals war mir noch gar nicht so bewusst, wie gut ich es habe direkt in dieser schönen Kulisse zu wohnen – da gab es den Hashtag #lebenwoandereurlaubmachen noch nicht, aber ich finde es inzwischen sehr passend.
Dafür nehme ich es jetzt umso MEER wahr. Besonders seit ich ein Kind habe ist mir die Vielfältigkeit und Besonderheit dieses Lebensraumes bewusst. Schon als mein Bärenkind gerade eineinhalb Jahre alt war, es war der erste Sommer in dem er laufen konnte. Bereits da ist er mit seinen kleinen Tapsen im Wasser (auch wenn es schon wirklich relativ kalt in der Ostsee ist) gewesen. Er brauchte nicht mehr als seine Hände, Sand und Muscheln sowie einem Sonnenhut und konnte den ganzen Tag am Wasser mit mir verbringen. Die frische salzige Luft, die einen noch einmal so richtig durchatmen lässt und die mich noch immer glücklich und breit grinsend auf dem Fahrrad umherfahren lässt.
Warum empfiehlst Du gerade Familien die Ostsee als Reiseziel?
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Den Spruch finde ich sehr passend. Viele Menschen nutzen die Worte „Urlaub“ und „Reisen“ nur für die Ferne, aber auch wenn ich nur ein paar Stunden mit der Bahn oder dem Auto fahre, kann ich mich an einen Ort begeben, der mir eine wunderschöne Zeit mit besonderen Momenten beschert. Außerdem ist es gerade mit Kindern schön, keine so weite Anreise zu haben. Was noch besonders für Familien ist bzw. für das Reisen mit Kind(ern): es braucht nicht viel um Kindern eine Freude zu machen und sie zu unterhalten. Immer wieder stelle ich fest, dass sie sich so schnell mit Dingen aus der Natur beschäftigen, sei es am Strand oder mit einer Fahrradtour und kleinem Picknick unterwegs durch das gut ausgebaute Fahrradnetz in Mecklenburg-Vorpommern.
Außerdem gibt es inzwischen sehr viele Schlechtwetter-Alternativen wie zum Beispiel das Ozeaneum und das Meeresmuseum in Stralsund, der Rostocker Zoo und das Darwineum. Auch die Hansestädte mit architektonisch schönen Innenstädten laden bei schlechtem Wetter zum Bummeln ein.
Denn eines ist wichtig: es gibt keine Schönwettergarantie und man muss auch damit umgehen können, nicht den kompletten Urlaub am Strand verbringen zu können. Zumindest nicht unbedingt zum Baden!
Aber genau darum geht es hier – man lebt mit den Gegebenheiten! Es gibt kein schlechtes Wetter, wenn man die passende Kleidung eingepackt hat. Kinder können auch ohne Sonnenschein Hühnergötter sammeln und mit den Gummistiefeln im flachen Wasser umhertapsen. Und die Luft am Wasser ist einfach immer erholsam, bei jedem Wetter!
Welches ist dein liebstes Reiseziel an der Küste?
Prinzipiell bin ich ein Freund jeder Insel egal ob Usedom, Rügen, Darß oder Hiddensee. Inseln haben etwas Magisches und ab dem Moment, ab dem ich auf dem Schiff zur Insel sitze oder über eine Brücke fahre und weiß, dass ich jetzt gleich Inselluft schnuppern werden, bin ich im Urlaubsmodus.
Die Strände sind hier überall sehr schön und das besondere an der Mecklenburger Ostsee ist für mich die Ursprünglichkeit. Man hat Strand, Dünen, Windflüchter (Bäume, deren Wuchsform vom Wind bestimmt wurde), Wald und relativ wenig Beton bzw. Strandpromenade. Einige meiner liebsten Strände sind Zinnowitz und Karlshagen auf Usedom, Prerow und Wustrow auf dem Darss, Hiddensee sowieso und Göhren und Sellin auf Rügen.
Die Frage die uns unter den Nägel brennt: können wir jetzt im August oder September noch kurzfristig an die Ostsee fahren? Hast Du konkrete Tipps?
Gerade der August ist eine wirklich schöne Zeit und das Wetter ist meist besser als gedacht. Und selbst im September ist es oft noch richtig warm und sonnig, das Ostseewasser ist wesentlich wärmer als in den Monaten davor. Obwohl warm hier relativ ist… Aber mein Sohn und ich mögen genau diese Erfrischung und sind ab April/Mai bereits im kühlen Nass.
Auch wenn die Ostseeregion touristisch gesehen gut erschlossen ist und vor allem davon in den Sommermonaten lebt, so findet man meist immer noch irgendwo ein Plätzchen, ob nun im Hotel oder in einer Ferienwohnung. Viele Vermieter von Fewos und Häusern gehen inzwischen über Airbnb.de ansonsten kann ich noch Ostsee24 und Usedom Travel empfehlen. Und für Camper und Zelter sind die Ferienanlagen von der Regenbogen Ag einfach toll.
Viele Leute buchen im aktuellen Sommer schon für den nächsten Sommer, wenn sie einmal IHR Lieblingsquartier gefunden haben. Daher kann ich nur empfehlen beim ersten Urlaub auch nach privaten Unterkünften Ausschau zu halten. Die Schilder „Vermietung“ oder „Zimmer frei/belegt“ findet man an vielen Häusern. Außerdem kann man sich mit anderen Urlaubern sehr gut austauschen!
Wenn man länger im Voraus planen kann – wohin sollte man Deiner Meinung nach dann fahren?
Nicht nur die deutsche Ostsee ist eine Reise wert – Bornholm (Dänemark) ist eine absolute Trauminsel! Auch wir sind diesen Sommer mal wieder auf dieser wunderschönen Insel mit einem der schönsten Strände Europas – dem Dueodde Strand. Die Insel ist mit der Fähre von Sassnitz sehr gut zu erreichen und man kann sich dort wunderbar mit den Fahrrädern fortbewegen. Besonders liebe ich die regionale Besonderheiten, wie den leckeren Fisch aus den Räuchereien vor Ort oder aber die wohl leckerste Lakritze von Johan Bülow.
Annelies Packliste
Man sollte wirklich immer mit jedem Wetter rechnen und auch der Zwiebellook ist hier gelebtes Fashionstatement. (Richtige) Ostseeurlauber sind unkompliziert – schließlich kann man auch mit Regenjacke und Sneakern stylisch aussehen. Diese Dinge haben sich für uns immer wieder als nützlich erwiesen:
• Regenbekleidung, ruhig auch eine Regenhose
• Mütze und Halstuch
• Sonnenhut/Basecap
• Sonnenbrille
• ein großes Baumwoll-Bettlaken als Strandunterlage, das ist schön leicht zum mitnehmen
• Gummistiefel
• Flip Flops
• bequeme Schuhe
• eigene Fahrräder (die Radwege an der Ostsee sind super erschlossen)
Vielen Dank liebe Annelie für das Interview! Mehr über sie erfahrt ihr auf ihrem Blog von-ahoi.de.