Kreta: Hier fühlen sich Familien wohl
Zugegeben, Kreta war schon mal ursprünglicher und wer Ruhe und Entspannung sucht, sollte die Region rund um den Flughafen meiden, wo es große Hotels und viel Remmidemmi gibt. Vor allem in Malia (Partymeile à la Ballermann), Agia Marina (ganzjährig beliebt bei deutschen Touristen) und Platanias treten sich in der Hauptsaison die Urlauber gegenseitig auf die Füße.
Aber man findet auf der Insel genügend Ecken wo Kreta noch so ist, wie man es sich als Reisender und Griechenlandliebhaber vorstellt. Die Orte Bali oder Agia Galini zum Beispiel haben schöne Strände, kleine Hotels und Pensionen, wenig Verkehr und eignen sich darum gut für einen Familienurlaub abseits des Massentourismus. Auch der kleine Ort Sitia hat sich seine Ursprünglichkeit bewahren können und garantiert entspannte Ferien.
Tipp: Wer von der Insel mehr mitbekommen möchte als die Hotelanlage sollte sich unbedingt einen Mietwagen buchen.
Mit Kindern in den Urlaub fliegen? Mit diesen Tipps bleibt ihr entspannt.
Die schönsten Städte auf Kreta für Kinder und Co.
Réthimnon
Eine schöne Altstadt findet man in Réthimnon. Zwar kann es auch hier in der Hauptsaison voll werden, aber ein Besuch des Venezianischen Hafens (wo es viele Tavernen für ein entspanntes Mittagessen gibt; wer es weniger touristisch mag, der geht ein wenig weiter in die Gässchen, wo sich die Einheimischen treffen) und der Festung (hier kommen kleine Burgfans voll auf ihre Kosten und die Aussicht ist grandios) lohnt sich in jedem Fall. Wer nicht so gern laufen mag, der nimmt den trénaki, eine kleine Bollerbahn auf Gummirädern, die den ganzen Tag durch die Stadt fährt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansteuert.
Tipp: Im Hafen liegen verschiedene Ausflugsschiffe mit denen man kleine Touren zum Sonnenuntergang oder Ganztagestouren zum Baden, Schnorcheln und Delphinegucken unternehmen kann.
Spili
Auf dem Weg von Réthimno nach Agia Galina liegt die Bischofsstadt Spili. Die Hauptattraktion hier ist der Löwenbrunnen: Aus 25 Löwenköpfen strömt herrlich erfrischendes, kühles Trinkwasser. Der Brunnen wird von einer oberhalb des Dorfes liegenden Quelle gespeist.
Viele Einheimische besuchen Spili allein wegen des Maravel Shops, der direkt im Zentrum liegt. Hier gibt es hunderte verschiedene traditionelle Öle, Gewürze und Gewürzmischungen von der Insel zu kaufen. Zudem gibt es Cremes und andere Produkte aus Aloe Vera, herrlich nach Kräutern duftende Seifen, Naturkosmetik aus Esels- oder Ziegenmilch und echte Naturschwämme.
Wer wissen will, wo all die Zutaten für die Produkte im Laden herkommen, kann den benachbarten Maravel Kräutergarten besuchen. Über 300 medizinisch wirksame und aromatische Kräuterpflanzen werden hier gezüchtet. Der Eintritt in den Garten ist frei, geöffnet ist er jeden Tag.
Matala
Der kleine Ort ist eingeschlossen von Felsen und hat dadurch eine ganz besondere Magie, was wohl mit dafür verantwortlich ist, dass er in den späten 1960ern und 1970er Jahren bei Hippies und Aussteigern sehr beliebt war. Die Höhlen, die damals von den Hippies bewohnt wurden, sind inzwischen geräumt – hauptsächlich aus Sicherheitsgründen. Man kann sie aber nach wie vor besichtigen, was sehr eindrucksvoll ist. Allerdings sind die höher gelegenen Höhlen für Kleinkinder nicht geeignet, denn das Gelände ist nicht so gut gesichert und es besteht Absturzgefahr.
Am zentralen Platz des kleinen Ortes gibt es gemütliche Cafés, abends ist hier in normalen Zeiten ziemlich viel los, auch bis spät nachts. An manchen Tagen springen besonders Mutige von den Felsen direkt ins Meer. Ein einzigartiges Spektakel bei dem man schon vom Zuschauen Gänsehaut bekommt.
Anogia
Wer seinen Kindern das ursprüngliche Kreta zeigen möchte sollte einen Ausflug in die größeren Orte in den Bergen machen. Anogia gilt bei den Einheimischen als die “kretischste” Stadt. Hier sitzen die Männer nachmittags, wie für Griechenland üblich, im Kafenion auf einen kleinen Schwatz und in den Tavernen werden unverfälschte, landestypische Gerichte serviert.
Anogia hat einen der schönsten Dorfplätze. Den kleinen Ort, der einen überschaubaren oberen und einen unteren Teil hat, erkundet man am besten zu Fuß. Früher war Anogia das Zentrum der griechischen Schafwollproduktion, hauptsächlich wurde daraus Teppiche gewebt. Es entstand sogar eine der ersten rein weiblichen Kooperativen Griechenlands. Heute haben sich viele Frauen des Dorfes darauf spezialisiert, Textilwaren an Touristen zu verkaufen. Allerdings mischt sich auch hier das Angebot inzwischen mit billig importierter Ware aus Asien.
Was man als deutscher Tourist wissen sollte: Im Zweiten Weltkrieg war Anogia ein Zentrum des griechischen Widerstands gegen die Nazis. Bei einem Vergeltungsakt wurde das Dorf von der Wehrmacht völlig zerstört und viele der Bewohner getötet. Am Rathaus gibt es eine Gedenktafel, die an das schreckliche Ereignis erinnert.
Chania
Chania gilt bei vielen Besuchern als die schönste Stadt der Insel. Der alte Stadtkern mit den vielen kleinen Gässchen und der Venezianische Hafen sind sehenswert. Nicht entgehen lassen darf man sich einen Besuch der Markthalle “Agora”, die 1911 kreuzförmig inmitten der Altstadt nach dem Vorbild der Marseiller Markthalle erbaut wurde und einzigartig für Griechenland ist. Im Moment wird diese von Grund auf restauriert und ist darum geschlossen. Die kleinen Geschäfte, in denen normalerweise in der Markthalle Obst, Gemüse, Brot, Käse und andere Spezialitäten verkauft werden, sind in Chania auf alle möglichen anderen Gebäude verteilt worden.
Ebenfalls sehenswert ist das Nautische Museum, das am Ende des Venezianischen Hafens liegt und in dem alles zu sehen ist, was mit Meer und Schifffahrt zu tun hat. Es gibt ein nachgebautes minoisches Schiff und eine beeindruckende Sammlung von Muscheln, zwei besondere Hingucker für kleine Besucher. Das Museum hat Montag bis Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Wer eher Indiana-Jones-Fans glücklich machen will ist im Archäologischen Museum gut aufgehoben. Dieses ist klein und in der früheren venezianischen Kirche San Francesco untergebracht. Es stellt Objekte aus der neolithischen und minoischen bis zur späten römischen Zeit aus, die in der Nähe von Chania gefunden wurden (geöffnet Dienstag bis Freitag 8.00 bis 19.00 Uhr, Samstag/Sonntag 8.30 bis 15.00 Uhr, Montag geschlossen).
Tipp: Besonders für Kinder im Schulalter ist das Wasserparadies von Limunoupolis ein Highlight. Der Wasserpark mit Riesenrutschen und verschiedenen Schwimmlandschaften liegt circa sechs Kilometer außerhalb von Chania. Einen halben Tag sollte man für dieses Event schon einplanen.
Die besten Ausflugstipps mit Kindern für Kreta
Für Wanderer ist Kreta ein kleines Inselparadies, denn es gibt ganz unterschiedliche und teilweise sehr anspruchsvolle Touren. Auch für Familienausflüge mit kleineren Kindern finden sich Strecken, die gut zu bewältigen sind.
Wandern in der Samaria-Schlucht
Wer nach Kreta zum Wandern kommt, der will natürlich eine Tour durch die Samaria-Schlucht machen, denn sie erstreckt sich über 13 Kilometer und ist damit die längste Schlucht Europas. Mit Kindern ist die Tour nicht empfehlenswert, mit Kleinkindern muss man sogar völlig davon abraten, denn das Gelände ist an einigen Stellen wirklich unwegsam. Im Sommer kann es zudem sehr heiß werden, was selbst geübten Wanderern Probleme macht.
Als Alternative kann man mit dem Schiff von Chora Skafion nach Agia Roumeli fahren. Von dort wandert man bis zur Eisernen Pforte, der engsten Stelle der Samaria-Schlucht. Der Fußmarsch hin und zurück dauert ca. 3,5 Stunden. Zurück geht es wieder per Boot nach Agia Roumeli.
Wandern in der Imbros-Schlucht
Die Imbrosschlucht bei Hora Sfakion ist nach der Samariaschlucht die meistbesuchte Schlucht auf der Insel. Im Sommerhalbjahr trifft man hier täglich auf hunderte von Touristen, die die Schlucht durchwandern wollen. Der Vorteil: Die Wanderung durch die Klamm ist im Vergleich zur Samaria-Schlucht verhältnismäßig einfach, dauert aber 2-3 Stunden. Da die Pfade gut ausgebaut und nicht so steil sind, ist die Wanderung auch für Familien mit (etwas größeren) Kindern geeignet.
Die Tour startet im Dorf Imbros etwa 700 Meter über dem Meeresspiegel. Der Weg steigt nach und nach leicht an. Links und rechts überragen einen Felsen bis man schließlich zur engsten Stelle der Klamm kommt, die nur 1,6 Meter breit ist (damit man das nicht verpasst, gibt es ein extra Hinweisschild). Am Ende der Schlucht erreicht man das Dorf Komidates mit einigen Tavernen und kleinen Supermärkten.
Tipp: Bei den Wanderungen unbedingt genügend Wasser mitnehmen, denn gerade in den warmen Monaten kann es in der Klamm sehr heiß werden.
Wandern in der Deliana-Schlucht
An spektakulären Schluchten ist auf Kreta kein Mangel. Eine Tour, die man auch mit Kindern uneingeschränkt empfehlen kann führt durch die Deliana-Schlucht. Da sich einige Gemeinden um die Namensgebung streiten, hat diese Schlucht verschiedene Namen was ein wenig für Verwirrung sorgen kann. Doch der Einstieg ist direkt nach dem Dorf Deliana und kaum zu übersehen, da er mit einem Schild gekennzeichnet ist. Davor ist ein großer Parkplatz.
Die ersten Kilometer in der Schlucht ist der Weg sogar befestigt, dann wird es etwas steiniger. Der Höhenunterschied beträgt nur etwa 120 Meter, was auch für kleinere Wanderer gut zu schaffen ist. Für Abwechslung sorgen immer wieder Ziegen, die neugierig von den Hängen auf die Wanderer herabsehen.
Die Deliana-Schlucht gilt als Vogelparadies und einzigartig ist, dass sich hier die unter Naturschutz stehenden Bartgeier angesiedelt haben. Sie haben eine beeindruckende Spannweite von zwei Metern, mit denen sie die Thermik der Insel voll ausnutzen. Die Strecke durch die Schlucht insgesamt ist etwa sieben Kilometer lang und endet in dem kleinen Dorf Mesalvia.
Auf einer einsamen Insel schlafen
Keine Lust auf Wandern? Es gibt Alternativen. Zum Beispiel einmal wie Robinson Crusoe am Strand schlafen. Was für ein Abenteuer! Das geht auf der kleinen, unbewohnten Insel Chrisi. Von Ierápetra aus fahren täglich Ausflugsboote dahin. Nach Absprache mit dem Kapitän können Entdecker über Nacht bleiben und am Strand schlafen, was bei sommerlichen Temperaturen ohne weiteres möglich ist. Ein Picknick kann man ja mitnehmen, aber zur Not gibt es auf der Insel auch zwei Tavernen. Was nützlich ist: Eine gute Taschenlampe, falls man eine kleine Nachtwanderung machen möchte.
Baden im Kournas-See
Der Kournas-See ist der größte Süßwassersee Kretas und liegt zwischen Chania und Réthimnon. Er ist auch für Einheimische ein beliebtes Ausflugsziel, darum kann es am Wochenende etwas voller werden. Das türkisblaue Wasser hat Badequalität, also unbedingt die Badesachen mitnehmen.
In der Hauptsaison werden Tretboote vermietet mit denen man gemütlich auf dem See rumschippern kann. Die große Attraktion im See sind die Schildkröten, die man mit etwas Glück beobachten kann. Allerdings ist dafür Geduld und vor allem eine kleine Schnorchelausrüstung gefragt. Es gibt einige Restaurants und Tavernen rund um den See, in denen man gut essen kann. Einen halben Tag sollte man für den Ausflug schon einplanen.
Die besten Strände auf Kreta für Familien
Auf Kreta gibt es mehr als hundert Strände, die ganz unterschiedlich sind: mit Sand oder mit Steinen, mit vielen Wellen und Wind oder in geschützten Buchten, mit Tavernen oder kleinen Strandbars… Die Auswahl ist ganz individuell. An vielen Stränden gibt es Liegestühle und Sonnenschirme zu mieten. Toiletten findet man meist in der nächstgelegenen Taverne.
Falnassarna-Strand
Ideal für Familien ist der Falnassarna-Strand. Der direkte Weg zum Strand geht an der Orange Blue Bar vorbei, in der man später am Tag mit Blick auf die Bucht seinen Sundowner genießen kann. Das Besondere sind große Felsenbecken, die vom Meer ausgewaschen wurden und in denen man herrlich baden kann. Den Kleinen zieht man dafür am besten Badeschuhe an, denn sobald es an Griechenlands Stränden felsig wird, verstecken sich auch gerne Seeigel zwischen den Steinen. In Falnassarna gibt es auch manchmal hohe Wellen – gut für Surfer, an manchen Tagen nicht unbedingt so gut für Kinder.
Elafonissi Strand
An Wochenenden und zur Hauptsaison kann es hier ganz schön voll werden. Doch der Elafonissi Strand ist groß genug, um immer noch ein Plätzchen für die ganze Familie zu finden. Es gibt weitläufige Sanddünen und eine Lagune, Felsen an denen man nach Seesternen schnorcheln kann und manchmal auch einen Oktopus aufschreckt.
Dem Strand vorgelagert ist außerdem eine Insel, die man an vielen Stellen durch das weniger als einen Meter tiefe Wasser gehend erreichen kannn. Unbedingt etwas zu Essen und zu Trinken einpacken, denn die Öffnungszeiten des kleinen Strandkiosk sind nicht immer zuverlässig. Boote fahren übrigens auch nach Elafonissi – von Paleochora aus in der Urlaubssaison täglich.
Preveli Strand
Der Palmenstrand von Preveli ist sehenswert, aber leider längst kein Geheimtipp mehr. Von Spili aus fährt man durch eine abenteuerliche Schlucht. Das Auto bleibt dann auf dem Parkplatz stehen und man wandert viele, viele Stufen hinunter zum Strand. Das dauert ca. 15 Minuten und die Kinder sollten in jedem Fall feste Schuhe anhaben. Belohnt wird man mit einem wunderbaren Blick auf den Palmenhain und dem kleinen Flüsschen Megalopotamos, das hier am Strand direkt ins Meer mündet. Am späteren Nachmittag oder ganz früh am Morgen ist das Licht am schönsten und es ist auch weniger überlaufen.
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Fotos: Gettyimages, unsplash