Spätestens mit dem ersten Schulbrief geht es los. Ganz unschuldig liegt er im Briefkasten und weist darauf hin, dass jetzt „der Ernst des Lebens“ beginnt. Auf dem nichtssagenden Blatt Papier wird im Regelfall die Einzugsschule des Kindes vorgestellt, inklusive der Bitte, sich dort anzumelden, damit zur Einschulung dann auch alles klappt. Die Anmeldung zum kommenden Schuljahr erfolgt in den meisten Bundesländern im Oktober.
Viele Eltern sind sich nicht sicher, ob die Einzugsschule auch wirklich das richtige Lernumfeld bietet für ihr Kind. Wer in der Stadt wohnt hat natürlich mehr Auswahl, auch an alternativen Schulmodellen. Wer ländlicher wohnt, dem bleibt oft nur die Grundschule, in die alle Kinder gehen – doch auch das kann von Vorteil sein. Doch wie findet man die richtige Schule fürs Kind? Was gibt es dabei zu beachten?
Diese Fragen solltest du dir bei der Wahl der Grundschule stellen:
- Ist die Schule in der Nähe oder grundsätzlich gut zu erreichen?
- Auf welche Schule gehen die Freunde und Spielkameraden deines Kindes?
- In welcher Schulform ist dein Kind mit seinen Talenten und Vorlieben optimal betreut (öffentliche Grundschule, Privatschule oder Modellschule, wie z.B. Montessori- oder Waldorfschule)?
- Wie sind die Betreuungszeiten an der Grundschule (Halbtags- oder Ganztagsschule, angrenzender Hort)?
- Gehört die Schule zu einer bestimmten Konfession (z. B. katholische oder evangelische Grundschule)?
- Folgt die Grundschule einem bestimmten pädagogischen Konzept?
- Gibt es an der Schule zusätzliche Angebote (Arbeitsgruppen, Sportkurse, Kunstkurse, Musikunterricht)?
Ist die Einzugsschule die richtige Schule für mein Kind?
Grundsätzlich ist diese Einzugsschule immer die dem eigenen Wohnort nächstgelegene öffentliche Grundschule. Diese muss die Grundschüler-in-spe aus ihrem Einzugsgebiet aufnehmen, denn in Deutschland ist die Schulpflicht immer noch gesetzlich vorgeschrieben. Kann die Schule das aus welchen Gründen auch immer nicht gewährleisten, muss sie für einen adäquaten Ersatzplatz sorgen.
Doch was, wenn man mit der Einzugsschule nicht zufrieden ist? Amely Schadewald unterrichtet in einer Grundschule in Hessen Erstklässer in Sachkunde und Mathe. Sie bekommt häufig mit, dass Eltern verunsichert und oft auch überfordert von dem Angebot an Schulen und deren Erziehungskonzepten sind.
Freie Schulwahl: Passen Schulkonzepte wie Montessori und Co. besser zu unserem Kind?
„Von Montessori bis hin zur privaten katholischen Schule ist die Auswahl inzwischen riesig geworden. Das ist natürlich eine tolle Sache – kann aber für Eltern auch zur Belastung werden. Denn falsch machen will natürlich niemand etwas“, sagt Amely Schadewald. Grundsätzlich rät sie jungen Eltern darum, für alles offen zu sein und sich die verschiedensten Schulkonzepte in Ruhe anzusehen, ehe sie sich entscheiden.
„Wichtig ist, dass die Eltern Initiative zeigen, selbst handeln und sich informieren. Man muss sich überlegen, welche Kriterien einem am Wichtigsten erscheinen. Ist es die Nähe zum Elternhaus? Oder vielleicht eine Ganztagsbetreuung, oder aber ein besonders innovatives Konzept? Auf jeden Fall sollte man sich die Schulen auch immer ansehen. Dazu bieten eigentlich alle Einrichtungen in Deutschland immer einen Tag der offenen Tür oder ganze Schnuppertage an. Nach Möglichkeit kann man hier sogar das Vorschulkind mitnehmen und dann am Ende gemeinsam entscheiden. Ich finde es wichtig, dass man auch dem Kind ein gewisses Mitspracherecht einräumt.“
Anmeldung an einer freien Schule: Was muss ich beachten?
Fällt die Entscheidung auf eine Grundschule, die nicht im Einzugsbereich liegt, muss muss man seinen Wunsch schriftlich äußern. Gleichzeitig meldet man sich in jedem Fall an der zuständigen Grundschule an, auch dann, wenn das Kind doch an eine Privat- oder andere staatliche Grundschule gehen soll. Häufig müssen Gründe angegeben werden, warum man sich für eine andere Schule entscheidet. Hier reicht es, einfach ein anderes Schulkonzept zu nennen oder aber auf Freunde aus dem Kindergarten des Kindes zu verweisen, die ebenfalls auf diese Schule gehen werden.
Übrigens: Es ist nicht so entscheidend für die Eingewöhnung, dass Kinder mit ihren Kindergartenfreunden auf die gleiche Schule gehen oder sogar in die gleiche Klasse kommen. Im neuen Klassenverbund finden sie schnell Anschluss – selbst wenn sie anfangs schüchtern sind.
Die erste Woche an der neuen Schule: Was müssen wir beachten?
„Wir erleben es in den Einführungswochen gar nicht so selten, dass sich selbst erklärte beste Freunde im gemeinsamen Lernen gar nicht guttun und gegenseitig nur ablenken“, sagt Lehrerin Amely Schadewald. „Aber am Ende heißt es auch hier: Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Ebenso wenig, wie es die eine richtige oder die eine falsche Schule gibt. Man darf nicht vergessen, dass die Lehrziele egal in welcher Schule in jedem Bundesland gleich sind. Die richtige Schule ist also am Ende immer diejenige, die zu den individuellen Lebensumständen der Eltern und ihrer Kinder passt.“
Was tun, wenn wir uns doch für die falsche Schule entschieden haben?
Wenn es trotzdem einmal vorkommen sollte, dass sich Eltern und Kind in der ausgewählten Schule überhaupt nicht wohlfühlen oder einleben können, rät Schadewald auf jeden Fall immer erst das Gespräch mit den Lehrern und der Schulleitung zu suchen. „Es erfordert eine ganze Menge Behördengänge und Papierkram, bis man es schafft, das Kind mitten im Schuljahr in eine andere Schule wechseln zu lassen. Und dieser ganze Stress ist auch nicht gut für das Kind, das sich vielleicht gerade langsam in eine neue Gemeinschaft einlebt.“
Oft hilft es, beide Seiten zu verstehen. „Das klingt jetzt ein wenig hart, aber wenn nichts wirklich Gravierendes in dieser Schule passiert ist, sollte das Kind zuerst lernen, sich an die Schule und damit an einen neuen Lebensabschnitt zu gewöhnen.“
Und hier sind die Eltern gefragt, denn Vorbereitung ist das A und O. Gemeint ist weniger das Üben der ersten Zahlen und Buchstaben, sondern auch das Beibringen von ganz grundlegenden Sachen wie: das regelmäßige frühe Aufstehen, das lange Sitzenbleiben im Unterricht und das konzentrierte Zuhören – oder einfach nur die Fähigkeit, sorgfältig mit den eigenen Sachen umzugehen. Als einer der wichtigsten Schritte in der Entwicklung des Kindes ist die Schule nämlich die erste Stufe in Richtung Erwachsenenwelt und damit tatsächlich in den „Ernst des Lebens“.
Eine Grundschullehrerin erklärt, was Schulanfänger können sollten.
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