Die erste Zahnspange – das gibt es zu beachten

Schöne Zähne? Das bedeutet für Kinder ab 12 Jahren oft, dass sie eine Zahnspange brauchen. Was es dabei zu beachten gibt, von der Anpassung bis zur täglichen Pflege, erfahrt ihr hier.

Text: Lea Becker

Herr Eigenwillig, ab welchem Alter sollten Eltern einen besonderen Blick auf die Zähne ihrer Kinder haben?

Dr. Philipp Eigenwillig: Sobald die ersten Milchzähne durchbrechen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt anzuraten. Im Rahmen dieser Untersuchungen hat der Hauszahnarzt auch ein Augenmerk auf die Zahn- und Kieferstellung und kann die Eltern beraten und bei Bedarf zu einem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie überweisen.

Was erwartet das Kind beim Kieferorthopäden?

Zunächst wird bei der Erstuntersuchung eine Anamnese erhoben, dabei werden gezielte Fragen zur Entwicklung der Kinder und ggf. auch zum Auftreten von Gebissanomalien in der Familie erfragt. Anschließend erfolgt die Beurteilung des Kopf-, Hals- und Gesichtsbereichs. Der Kieferorthopäde achtet vorrangig auf die Gesichtskonfiguration und Symmetrie, die Nase, die Gesichtsproportion, die Lippenmorphologie, die Zahnlippen-Relation und das Funktionsgeschehen.

Bei der Untersuchung der Mundhöhle werden nicht nur schief stehende Zähne begutachtet, sondern auch die generelle Mundgesundheit und Zahnpflege, der Zahnwechsel, die Platzverhältnisse in beiden Kiefern, der Zusammenbiss der Kiefer, die Wachstumsrichtung und die Funktion (z. B. Lippenschluss, Zungenlage, Atmung und Kiefergelenke) betrachtet. Sollte eine Behandlung notwendig sein, so folgen weitere diagnostische Maßnahmen, zum Beispiel das Anfertigen von Fotografien und Röntgenbildern. Außerdem wird durch Abformung oder 3D-Scan ein Modell der Gebisssituation hergestellt, anschließend vermessen und ausgewertet.

Zahnspange Pflege

Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob eine lose oder feste Zahnspange besser ist?

Die Auswahl erfolgt immer nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten. Dabei spielen sowohl die Art der Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie das Alter und die Bereitwilligkeit zur Mitarbeit eine große Rolle. Jedes Therapiemittel – ob nun lose oder feste Zahnspange – bietet für gewisse Behandlungen besondere Vorteile.

Was hilft, dem Kind nahezubringen, die Zahnspange regelmäßig zu tragen?

Die Motivation der Kinder ist der Schlüssel zum Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung. Denn nur durch eine gute Mitarbeit können die Behandlungsziele erreicht und die Fehlstellung schnellstmöglich korrigiert werden. Lose Zahnspangen sind nur wirksam, wenn eine Tragezeit von mindestens 14 Stunden pro Tag erreicht wird. Aber auch bei einer festen Zahnspange ist die Mitarbeit extrem wichtig. Denn hier ist besonders auf die Zahnpflege zu achten. Außerdem funktioniert eine feste Zahnspange auch nicht von allein, denn oft müssen Gummizüge zur Korrektur der Kieferlage getragen werden. Wichtig ist, dass der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie den Eltern und den Kindern die Notwendigkeit der Maßnahmen erklärt. Das Ziel sollte sein, die Behandlungsdauer so kurz wie nur irgendwie möglich zu halten.

Wie ist eine Zahnspange zu reinigen? Welche Utensilien sind dafür nötig?

Für die tägliche Reinigung empfehlen sich eine mittelharte Zahnbürste und Zahnpasta. Daneben gibt es auch spezielle Brausetabletten zur Reinigung der Zahnspange. Als Haushaltsmittel kann die Zahnspange aber auch in eine Mischung aus Essig und Wasser eingelegt werden, um hartnäckige Beläge zu entfernen. Anschließend muss sie aber mit einer Zahnbürste gründlich nachgereinigt werden.

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse, wie hoch ist der Anteil, den Eltern selbst tragen müssen?

Die kieferorthopädische Behandlung wird bis zum 18. Lebensjahr bei gesetzlich versicherten Patienten von der Krankenkasse übernommen, wenn eine erhebliche Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers vorliegt. Die Leistungspflicht für die Behandlung von Zahnfehlstellungen wird anhand der kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG) festgelegt. Die Schwere der Anomalie wird hierbei in die Grade 1-5 eingeteilt. Bei KIG-Grad 3-5 werden die Kosten durch die gesetzliche Krankenkasse getragen. Hierbei werden zunächst 80 Prozent der Kosten direkt übernommen. Die Eltern tragen einen Eigenanteil von 20 Prozent für die Behandlung. Diese Kosten werden jedoch nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung durch die Krankenkasse zurückerstattet.

Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie ist verpflichtet, die Eltern auch über mögliche Therapiealternativen aufzuklären, auch wenn diese von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen werden. Hierzu zählen beispielsweise kleinere zahnfarbene oder selbstligierende Brackets, superelastische Bögen, 3D-Scans anstelle von konventionellen Abdrucken mit Abformmasse oder auch Spezialapparaturen, um die Entfernung von Zähnen bei besonders starkem Platzmangel zu vermeiden. Bei privat versicherten Patienten ist die Erstattung der Aufwendungen durch den jeweiligen Vertrag mit der privaten Versicherung geregelt.

Zur Person:

Dr. med. dent. Philipp Eigenwillig ist Zahnarzt und Kieferorthopäde. In seiner Praxis in Brandenburg behandelt er viele junge Patienten und berät sie zur ersten Zahnspange.

Bilder: Gettyimages (3)