Sarah Lavoine ist der Shootingstar der Pariser Mode- und Dekoszene. Die 44-Jährige arbeitet als Innenarchitektin, hat vor kurzem eine eigene Kaschmirpullikollektion entwickelt, entwirft Schuhe für das Label Sézane und ist dreifache Mutter. Mit ihrem Mann, Chansonsänger Marc Lavoine, und den Kindern Yasmine (18), Roman (9) und Milo (6) lebt sie in Paris. Unsere LUNA-Autorin Doris Barbier-Neumeister hat sie besucht und mit ihr über französischen Chic, ihre persönliche Inspirationsquellen und das Leben als Working Mum gesprochen.
Wenn man sie so ansieht, muss man sich natürlich sofort die Frage stellen: Wie macht die das bloß? Lässige blonde Haare, perfekt gestylt, dabei überhaupt nicht gestresst, verkündet Sarah Lavoine lautstark mit ihrer unverkennbar rauen Stimme: “Ich hab morgens keine Zeit, mich lange im Badezimmer aufzubrezeln.” Sie sieht aus wie die große Schwester ihrer volljährigen Tochter Yasmin – eine, die man gern zur besten Freundin haben würde. In Deutschland erscheint am 21. September 2017 im Knesebeck Verlag ihr Buch “Chez moi: Leben wie eine Pariserin” (24,95 Euro).
Luna: Mode, Beauty und nun auch der Dekobereich. Warum fahren alle auf den Stil der Pariserin ab? Wahrheit oder Mythos?
Es ist wohl dieser sehr gelungene, aber schwer definierbare Mix aus Casual Chic und Eleganz. Wir Pariserinnen haben unsere Vorbilder, unsere Ikonen. Ich ging bei meiner Mutter in die Lehre. Sie hatte ein ganz besonderes, sehr feminines Stilgefühl und verstand es mit Intuition und Perfektion, Stile und Epochen zu mischen. Sie hat mir immer erklärt: Chic darf nicht zu formell, zu durchdacht aussehen, alles muss ganz natürlich wirken, ohne große Vorbereitungsarbeit. Was wir Pariserinnen aber ganz sicher perfekt beherrschen? Alle Regeln und Diktate zu brechen. Hochhackige Schuhe ja, aber dann bitte mit eine Männersakko und Jeans kombiniert. Und das gilt auch für die Einrichtung: Ein kühl-minimalistisches Loft sollte man unbedingt mit einem originellen Vintageteil twisten, oder mit einem bunten Berber-Teppich. Das alles sollte man aber wirklich ganz instinktiv angehen, also nur Mut! Wer wagt, gewinnt. Was zählt, ist der Wohlfühlfaktor.
Klares Design trifft auf starke Farben: Das Wohnzimmer von Sarah Lavoine (Foto: Yaël Abrot)
Ein paar Einrichtungstipps zum Thema Kinderzimmer ?
Aufräumen, aufräumen, aufräumen. Was nicht gebraucht wird, verschwindet in Kästen, Truhen, Kommoden, Körben. Für Kinder erreichbar. Alle 6 Monate sollte man gemeinsam mit den Kids ausmisten…es sammelt sich doch immer soviel an. Ich habe Plastik verbannt. Warum? Weil Plastikobjekte meist hässlich sind und Hässlichkeit oft Chaos mit sich bringt.
Sie sind Working Mum und fast rund um die Uhr im Einsatz. Wie schaffen Sie, das alles unter einen Hut zu bringen ?
Ich bin kein Schönheitsjunkie. Ich hab auch nicht tausende Produkte bei mir rumstehen sondern verwende nur Basics. Trotzdem fühle ich mich als echte Pariserin. Zum Glück hab ich ein paar Beautyprofis, die zu mir ins Haus kommen. Was meine Haare betrifft, vertraue ich Delphine Courteille. Shampoo mit Silikon meide ich prinzipiell, weil sie das Haar schwer machen. Meine Haarfarbe hat Delphine Courteille im Griff. Macadamiaöl tut meinen Spitzen gut. Morgens muss es bei mir ohnehin schnell gehen: Mascara, Eyeliner und eine getönte Tagescreme , voilà.
Was darf in ihrem eigenen Zuhause auf keinen Fall fehlen? Und worauf können Sie leicht verzichten?
Das Wichtigste , um sich zu Hause wirklich wohlfühlen zu können: Cosy, chic und warm muss es sein, mit anderen Worten ein Kokon mit Farben ! Ein Heim, ist ein Gesamtkonzept – da muss einfach alles stimmen. Der Blick aus dem Fenster, das Licht, die Stimmung, Stoffe , die sich schon beim Angreifen angenehm anfühlen…. Und natürlich auch Gerüche und Düfte. Deshalb stehen bei mir zu Hause auch überall Duftkerzen herum, vor allem im Badezimmer. Es kommt nicht darauf an, welche Möbel man besitzt, das Gesamtbild, das Feeling zählt ! Eines meiner Grundprinzipien lautet: Weg mit allem Überflüssigen und Aufgesetzten!
Haben Sie ein paar einfache Deko-Tipps und Tricks parat ? Ein paar Basics à la Sarah Lavoine, ohne dass ich jetzt bei mir zu Hause gleich alle Wände niederreissen muss.
Manchmal reicht es aus, nur ein oder zwei Möbelstücke umzustellen und ein Raum sieht komplett anders aus. Ein neuer Parkettboden oder einfach ein schöner Vintage-Schrankkoffer als Kommode kann dem Ganzen einen komplett neuen Touch verpassen.
Ihre persönlichen Inspirationsquellen?
Meine Reisen, ich bin immer wieder gern auf Achse. Marokko und Asien haben es mir ganz besonders angetan. Ein paar Ethno-Elemente dürfen bei meinen Einrichtungsprojekten deshalb auch nicht fehlen. Ganz besonders inspiriert mich die farbenprächtige Architektur von Luis Barragan. Aber auch meine Kinder, mein Mann, sprich mein ganzer Clan inspirieren mich.
Last, but not least bitte ein paar Modetipps!
Das klingt jetzt vielleicht schrecklich, aber zu Hause liebe ich es, im Trainingsanzug herumzulaufen. Es gibt da wirklich ein paar ganz tolle und elegante Modelle aus Flanell oder Baumwolle, etwa die von Journal Standard Luxe, James Perse oder Sundry. Meine Lieblingsjahreszeit ist aber sicher der Sommer, da sieht man einfach gesünder aus und die Kleider sind ultraleicht. Meine Basics: perfekt geschnittene Shorts aus Denim oder Baumwolle, Badeanzüge von Eres, T-Shirts aus Baumwolle mit V-Ausschnitt, schöne Sonnenbrillen, zum Beispiel die von Michel Klein by Gipsy Caravan, flache griechische Sandalen, weiße Tennisschuhe. Das ist meine Uniform.